Altes Testament, Buch Genesis
Kapitel 11, Verse 1 bis 9 ("Der Turmbau zu Babel"):
(1) Alle Menschen hatten die gleiche Sprache und
gebrauchten die gleichen Worte. (2) Als sie von Osten
aufbrachen, fanden sie eine Ebene im Land Schinar
und siedelten sich dort an. (3) Sie sagten zueinander:
Auf, formen wir Lehmziegel und brennen wir sie zu
Backsteinen. So dienten ihnen gebrannte Ziegel als
Steine und Erdpech als Mörtel. (4) Dann sagte
sie: Auf, bauen wir uns eine Stadt und einen Turm
mit einer Spitze bis zum Himmel, und machen wir uns
damit einen Namen, dann werden wir uns nicht über
die ganze Erde zerstreuen. (5) Da stieg der Herr hinab,
um die Stadt und Turm anzusehen, die die Menschenkinder
bauten. (6) Er sprach: Seht nur, ein Volk sind sie,
und eine Sprache haben sie alle. Und das ist erst
der Anfang ihres Tuns. Jetzt wird ihnen nichts mehr
unerreichbar sein, was sie sich auch vornehmen. (7)
Auf, steigen wir hinab, und verwirren wir ihre Sprache,
so daß keiner mehr die Sprache des anderen versteht.
(8) Der Herr zerstreute sie von dort aus über
die ganze Erde, und sie hörten auf, an der Stadt
zu bauen. (9) Darum nannte man die Stadt Babel (Wirrsal),
denn dort hat der Herr die Sprache aller Welt verwirrt,
und von dort hat er die Menschen über die ganze
Erde zerstreut.
Anmerkungen: Die Gültigkeit dieses Urteils in
die heutige Zeit ist nicht gesichert. Da Gott sich
nicht an das rechtstaatliche Prinzip der Gewaltenteilung
hält, sondern sein Urteil selbst vollstreckt,
und dabei auch keinerlei Formalien einhält, gibt
es weder einen expliziten Urteilsspruch noch eine
Urteilsbegründung, so daß alle Übertragungen
auf andere Fälle spekulativ sind.
Erschwerend kommt hinzu, daß Gott seine Urteile,
die zum Teil erhebliche Strafen bedeuten, überwiegend
nicht sachlich fundiert fällt, sondern aus seinem
jeweiligen emotionalen Befinden (Wut, Zorn, etc.)
heraus. Nachteile oder gar eine Verurteilung aufgrund
seiner Willkür muß Gott nicht fürchten,
da er keiner demokratischen Kontrolle unterliegt und
absolute Immunität genießt. Außerdem
sind keine höheren Instanzen bekannt, bei denen
Widerspruch eingelegt werden könnte.
Allerdings sind gewisse Auffälligkeiten im Verhalten
Gottes erkennbar, die Rückschlüsse auf das
Denken und auf die Psyche Gottes zulassen und insofern
eine Abschätzung zukünftiger Urteile erlauben.
Auffällig sind die widersprüchlichen Taten
Gottes unmittelbar vor der Bestrafung der Menschen
für deren Turmbau zu Babel: Weil die Menschen
ein freizügiges Sexualleben zeigen, verliert
Gott die Lust, sich weiter mit ihnen zu abzugeben.
Kurzerhand verurteilt er sie alle zum Tod durch Ertrinken.
Da Gott sich aber noch ein Hintertürchen offenhalten
will, sich doch wieder mit den Menschen zu beschäftigen,
läßt er einen Mann (Noah) und dessen Sippe
überleben, indem er ihn rechtzeitig anweist,
eine Arche zu bauen, bevor er die Erde mit einer Sintflut
überschwemmt.
Nachdem Gott die grausame Tötung eingeleitet
hat, legt er seine Amtsgeschäfte für 150
Tage nieder. In dieser Zeit ist er vermutlich in sich
gegangen und hat über seine Rechtsprechung nachgedacht,
denn anschließend bereut er sein zorniges Urteilen.
Reumütig verkündet Gott, daß er zukünftig
von den Taten der Menschen seine Emotionen nicht mehr
so stark aufwühlen lassen will. Im Buch Genesis
(Kapitel 8, Vers 21) wird er zitiert mit den Worten
"Ich will die Erde wegen des Menschen nicht noch
einmal verfluchen. Denn das Trachten der Menschen
ist böse von Jugend an. Ich will zukünftig
nicht mehr alles Lebendige vernichten, wie ich es
getan habe.".
Als kurz danach die Menschen in friedlichen Miteinander
eine Stadt und einen hohen Turm bauen, führen
Sie Gottes Annahme, Menschen seien generell böse,
als falsch vor. Sie handeln also gegen Gottes Wille
und Gott hätte sie vermutlich gerne erneut mit
dem Tod bestraft. Er will sich aber nicht die Blöße
geben, in so kurzer Zeit wortbrüchig zu werden,
und mildert das Urteil ab in eine Verwirrung der Sprachen
zur Vermeidung gegenseitiger Verständigung.
Da inzwischen etliche tausend Jahre vergangen sind,
ist für den Fall, daß das Rechtsempfinden
Gottes heute noch dasselbe ist, davon auszugehen,
daß bei einem ähnlichen Fall Gott wieder
ein Todesurteil für die Menschheit fällen
würde. Die Menschen sollten sich also davor hüten,
in internationaler Zusammenarbeit Großprojekte
zu verwirklichen, wenn sie überleben wollen.
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